Ivermectin als immunmodulatorischer Zusatz bei rheumatoider Arthritis und verwandten Entzündungserkrankungen
Kondensiertes translationales White Paper — Oktober 2025
- Begründung
Rheumatoide Arthritis (RA) wird durch eine anhaltende Aktivierung der TLR/NF-κB- und Th1/Th17-Zytokinkaskaden (TNF-α, IL-1β, IL-6) angetrieben.
Die derzeitigen DMARDs, Biologika und JAK-Inhibitoren können die Krankheit kontrollieren, aber nicht heilen.
Ivermectin zeigt über seine antiparasitäre Wirkung hinaus reproduzierbare anti-inflammatorische und immunmodulatorische Effekte in präklinischen Studien:
- Hemmung der TLR4/NF-κB-, COX-2- und iNOS-Signalwege
- Reduktion systemischer Zytokine (TNF-α, IL-6, IL-1β)
- Abschwächung von Arthritis in Tiermodellen in einem Ausmaß, das einer niedrigen Dosis Dexamethason vergleichbar ist
Diese Ergebnisse rechtfertigen eine frühphasige translationale Erforschung.
- Präklinische Dosistranslation
In einem durch CFA induzierten Rattenarthritis-Modell reduzierte Ivermectin bei einer Dosis von 6 mg/kg signifikant die Entzündung und Gelenkzerstörung.
Unter Verwendung der FDA-Skalierung nach Körperoberfläche (Faktor 0,162) ergibt sich eine humane Äquivalenzdosis (HED) von etwa 0,97 mg/kg, also etwa 68–70 mg für einen 70-kg-Erwachsenen — innerhalb der bekannten Sicherheitsgrenzen aus kurzfristigen Hochdosis-Pharmakokinetikstudien.
- Pharmakokinetik & Akkumulation
- Lipophil, ca. 93 % proteingebunden, Verteilungsvolumen ≈ 3–3,5 L/kg
- Halbwertszeit 18–80 h, mit Fettgewebsdepot und enterohepatischem Kreislauf → Akkumulation bei wiederholter Gabe
- Fettreiche Mahlzeiten erhöhen die systemische Exposition (↑ AUC)
- Erklärt, warum sich Ivermectin tendenziell in Protein- und Lipidkompartimenten „verankert“
Praktischer Hinweis: Aufgrund der langsamen Elimination können Auswaschintervalle oder Pausentage helfen, bei mehrtägigen oder pulsierenden Regimen eine sichere Exposition aufrechtzuerhalten.
- Sicherheit, ZNS-Exposition & Dosierungsrhythmus
Humanstudien bis zu 0,6 mg/kg/Tag × 5 Tage zeigten eine gute kurzfristige Verträglichkeit.
Jedoch können ZNS-Nebenwirkungen (Ataxie, Schwindel, Verwirrung) auftreten, wenn P-Glykoprotein (P-gp) an der Blut-Hirn-Schranke beeinträchtigt oder gesättigt ist.
Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines sorgfältigen Screenings auf Arzneimittelinteraktionen (DDI) und eines konservativen Studiendesigns.
Bei Verdacht auf Beeinträchtigung oder Sättigung wird ein „2-Tage-an / 1-Tag-Pause“-Rhythmus empfohlen, um Umverteilung zu ermöglichen und die ZNS-Exposition zu minimieren.
Beim ersten Auftreten neurologischer Symptome sollte die Einnahme sofort abgebrochen werden — insbesondere, wenn kein regelmäßiges DDI-Screening durchgeführt wurde.
- Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) & Morbus Behçet
Beide Erkrankungen teilen NF-κB-, TLR- und IL-17-Signalwege mit der RA.
Mechanistisch könnte Ivermectin auf ähnliche Achsen wirken, jedoch liegen bisher keine Humanstudien vor.
Diese Indikationen bleiben daher explorative Kandidaten für zukünftige kontrollierte Studien.
- Zusatz- („Stacking“-) Strategie
Ivermectin sollte ausschließlich als ergänzende Komponente eingesetzt werden — niemals als Ersatz.
| Kategorie | Beispiele | Empfehlung |
| Basis-DMARDs | Methotrexat, Leflunomid | Dosis beibehalten; Leberwerte überwachen |
| Biologika / JAK-Inhibitoren | Adalimumab, Tofacitinib | Dosis beibehalten, um Effekt isolieren zu können |
| Vita-pharmaka | Vitamin D, Omega-3, Curcumin | Einnahme konstant halten |
| Kritische Wechselwirkungen (DDIs) | CYP3A4-Inhibitoren (Azole, Makrolide), Induktoren (Rifampicin), P-gp-Inhibitoren (Verapamil, Amiodaron), Warfarin | Vorheriges Screening; INR / Pharmakokinetik überwachen |
Beobachtung:
Eine tägliche Dosis von 60 mg (~ 0,85 mg/kg) führte zu positiven subjektiven Ergebnissen; ein Pausentag alle fünf Tage wird empfohlen, um Akkumulation zu begrenzen.
Diese Beobachtung ist anekdotisch und bedarf klinischer Validierung.
- Schlussfolgerung
Ivermectins mechanistische Überschneidungen mit den Entzündungswegen der RA, die günstigen präklinischen Daten und die gut charakterisierte Pharmakologie rechtfertigen eine strukturierte Humanforschung.
Seine Rolle sollte adjunktiv bleiben — mit strenger Kontrolle von Arzneimittelinteraktionen, neurologischem Monitoring und sofortigem Absetzen bei ersten ZNS-Symptomen.
Plausibler Mechanismus – vielversprechende präklinische Evidenz – vorsichtige, datenbasierte Translation erforderlich.
Literaturverzeichnis
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